P-058

Gentherapie der Lunge in vitro – den Einsatz transgener Tiere auf ein Minimum reduzieren

Dr. Marius Hittinger, Prof. Dr. Claus-Michael Lehr & Dr. Henrik Groß,
PharmBioTec GmbH,
Saarbrücken

01/2016-04/2017

Neue Therapieansätze zur Behandlung schwerer Lungenerkrankungen (Beispiel: Mukoviszidose) werden immer häufiger an gentechnisch veränderten Versuchstieren untersucht. Die Relevanz solcher Versuche für den menschlichen Körper ist dabei oft fragwürdig.

Im Projekt „Gentherapie der Lunge in vitro – den Einsatz transgener Tiere auf ein Minimum reduzieren“ wurde mit humanen Systemen erforscht, wie sich eine Gentherapie der menschlichen Lunge in vitro nachstellen lässt, um den Einsatz von Tierversuchen in diesem schnell wachsenden Forschungsbereich zu reduzieren.

Dazu wurden unterschiedliche Mechanismen wie die Partikeldeposition, die Aufnahme in die unterschiedlichen Lungenzellen und die Wirksamkeit nachgeahmt. Hierfür wurden neben Zelllinien auch primäre Alveolarzellen der menschlichen Lunge eingesetzt. Eine große Bedeutung kam dabei der primären autologen Kokultur der unteren Atemwege zur Untersuchung neuer pulmonaler Formulierungen zu.

Zur Deposition der Partikel auf den Zellen wurden spezielle Instrumente wie das „Vitro Cell Cloud System“ eingesetzt. Dieses erlaubt es, neue Medikamente unter sogenannten „air-liquid“-Bedingungen direkt auf die Zellen zu deponieren. Die Zellen befinden sich dabei in direktem Kontakt zur Umgebung, was eine gute Simulation der in vivo-Situation ermöglicht.

Im Versuchsaufbau wurden die oberen Atemwege durch die Zelllinie Calu-3 nachgeahmt, die unteren Atemwege wurden durch primäre alveolare Lungenzellen und Kokulturen nachgestellt. So wurde untersucht, welchen Einfluss Makrophagen in den unteren Atemwegen oder Mucus aus den oberen Atemwegen auf die Wirksamkeit neuer Therapieformen haben.

 

 

Zellmodelle der Atemwege

Abb. 1:
Die Abbildung zeigt schematisch Zellmodelle der oberen Atemwege („bronchial region“) und der unteren Atemwege („alveolar space“) zur Untersuchung unterschiedlicher Einflüsse auf die Wirksamkeit neuer Arzneiformen. Je nach Zelltyp und Barriere werden die oberen Atemwege („bronchial region“) oder die Alveolen („alveolar region“) nachgestellt. In die oberen Atemwege wird unter „air-liquid“-Bedingungen eine schleimige Schicht (Mucus) als zusätzliche Barriere für Partikel ausgebildet. Die Zellen (hier im Transwell-System) können vollständig mit Medium bedeckt sein („submerged“) oder in direktem Kontakt mit der Umgebung („air-liquid“). In Grün sind Epithelzellen dargestellt. Die Alveolarmakrophagen sind in Rot gezeigt.

 

 

Ein sofortiger Transfer der gewonnen Erkenntnisse erfolgt zwischen der Universität des Saarlandes, dem Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung und der PharmBioTec GmbH. An allen Standorten wird im Bereich des Gene-Delivery geforscht sodass neue Erkenntnisse unmittelbar in ähnliche Arbeiten einfließen.

Publikationen:

M. Hittinger et al., Cell and tissue-based in vitro models for improving the development of oral inhalation drug products, Eur. J. Pharm. Biopharm. (2017), dx.doi.org/10.1016/j.ejpb.2017.02.019

Vukosavljevic B, Hittinger M, Hachmeister H, Pilger C, Murgia X, Gepp MM, Gentile L, Huwer H, Schneider-Daum N, Huser T, Lehr CM, Windbergs M. Vibrational spectroscopic imaging and live cell video microscopy for studying differentiation of primary human alveolar epithelial cells. J Biophotonics. 2019 Jun;12(6):e201800052. doi: 10.1002/jbio.201800052. Epub 2019 Feb 20. PMID: 30597770.

Sapich S, Hittinger M, Hendrix-Jastrzebski R, et al. Murine Alveolar Epithelial Cells and Their Lentivirus-mediated Immortalisation. Alternatives to Laboratory Animals. 2018;46(2):73-89. doi:10.1177/026119291804600207

Ausführende Institution

PharmBioTec GmbH, Saarbrücken

Förderlaufzeit

01/2016 - 04/2017

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